Eine kleine Geschichte: Eine begeisternde Begegnung mit der Ersten Hilfe
Während einem Familienessen, kam es zu einem Erlebnis, welches ich nie vergessen werde. Während wir assen, verschluckte ich eine Fischgräte, die in meinem Hals stecken blieb. Obwohl ich noch sprechen und husten konnte, spürte ich ein starkes Unbehagen und Schmerzen durch die eingeklemmte Gräte. Besorgt suchte ich einen Arzt in unserer Nachbarschaft auf – Dr. Tahiry, der damals auch zum Team von AiNA soa gehörte.
Nachdem er meinen Hals untersucht hatte, beruhigte mich Dr. Tahiry, dass es nicht so schlimm sei. Er entdeckte eine kleine Infektion – die Fischgräte hatte einen kleinen Riss in meinem Hals verursacht. Er erklärte mir auch den Unterschied zwischen Ersticken und einer Verstopfung im Verdauungstrakt. Glücklicherweise war ich nicht erstickt, denn ich konnte noch sprechen. Er sagte, wenn es sich um eine Erstickung gehandelt hätte, wäre es für mich gefährlich geworden. Beeindruckt von seinem Wissen und seiner Ruhe, stellte ich ihm mehr und mehr Fragen. Er erkannte mein Interesse und fragte mich, ob ich Interesse an einer Volontärstätigkeit hätte. Zu dieser Zeit suchte AiNA soa Freiwillige, um die Erste-Hilfe-Schulungen in Madagaskar zu unterstützen. Neben den verschiedenen Aufgaben, die den Volontären übertragen wurden, erhielten wir auch Training in Erster-Hilfe. Ohne zu zögern, nahm ich seine Einladung an. In meinem AiNA soa-Profil (https://www.ainasoa.ch/ueber-uns/team-in-madagaskar/) schrieb ich: „Seit meiner Kindheit gehören ein tiefes Mitgefühl und der angeborene Wunsch, anderen zu helfen, zu meiner Persönlichkeit.“ Diese Erfahrung war ein Schlüsselerlebnis für mich und der Startschuss für mein Engagement als Volontärin. Es ist erstaunlich, wie ein kleiner Vorfall die Tür zu bedeutenden und lohnenden Möglichkeiten öffnen kann.
Die Kraft einfacher Taten
Was Dr. Tahiry tat, könnte von vielen als normale Handlung eines Arztes angesehen werden: Patienten empfangen und seine Arbeit tun. Für mich persönlich hatte diese Geste jedoch weit mehr Bedeutung. Die Tatsache, dass er mir anbot, als Volontärin bei AiNA soa mitzuhelfen, obwohl wir uns nicht näher kannten, bedeutet mir sehr viel. Sie zeigte mir nicht nur sein Engagement für seinen Job, sondern auch seinen Wunsch das Wohl der Gemeinschaft zu fördern und das Leben anderer positiv zu beeinflussen. Diese einfache Geste hatte eine bedeutende Auswirkung auf mich – sie war ausschlaggebend für meinen weiteren Weg und Einsatz.
Ich wurde angespornt, dasselbe zu tun und bei den Menschen anzufangen, die mir am nächsten stehen: meine besten Freunde und mein kleiner Bruder. Von nun an waren wir bei jedem Treffen für Freiwillige dabei, dass von AiNA soa organisiert wurde (Siehe Foto oben: ‚AiNA soa – Freiwillige mit Dr. Tahiry, 2019‘). Im Jahr 2019 erhielten wir selbst gratis eine Erste-Hilfe-Schulung, wofür wir sehr dankbar sind. Vielen Dank an Mirindra (heutiger Direktor) und Sitraka (ehemaliger Mitarbeiter von AiNA soa), die uns damals schulten. Dieses Erlebnis vertiefte und stärkte nicht nur unsere Kenntnisse über Erste Hilfe, sondern auch unser Anliegen und Einsatz für die Menschen um uns herum.
Kleine Taten: Ein positiver Einfluss auf die Gesellschaft
Manchmal neigen wir dazu zu denken, dass unsere kleinen, täglichen Handlungen, ob zu Hause, in unserem Umfeld oder bei der Arbeit, bedeutungslos sind. Doch selbst kleinste Zeichen können eine grosse Wirkung haben.
Seit meiner Anstellung vor zwei Jahren, besteht eine meiner Hauptaufgaben darin, Interessenten zu finden, die sich für unsere Erste-Hilfe-Kurse anmelden. Ich konzentriere mich dabei vor allem auf die sozialen Netzwerke, um unsere Schulungsangebote zu veröffentlichen. Insbesondere Facebook ist bei uns in Madagaskar ein verbreitetes Kommunikations- und Kontaktmedium. Immer wenn auf der Facebook-Seite von AiNA soa ein neuer Erste-Hilfe-Kurs angekündigt wird, teile ich den Beitrag auch auf meinem persönlichen Konto. Ich hoffe, dass sich dadurch auch Freunde und Familienmitglieder für den Kurs interessieren.
Tatsächlich zeigen viele Personen ihr Interesse, indem sie die Seite abonniert haben. Einige ermutigten sogar ihre Freunde, sich für einen Kurs anzumelden. Dank dieser kleinen Aktionen war und bin ich in der Lage, eine Vielzahl von Menschen zu erreichen und das Bewusstsein für die Bedeutung der Ersten Hilfe zu schärfen. Diese scheinbar kleinen Massnahmen haben dazu beigetragen, einen positiven Effekt in meinem Umfeld zu erzielen. Das freut mich sehr und ermutigt mich, mehr und mehr ähnliche Schritte zu unternehmen.

Zum Schluss möchte ich dieses madagassische Sprichwort teilen:
„Ny erikerika mahatondra-drano“. Wörtlich übersetzt bedeutet das: „Nieselregen kann zu Überschwemmungen führen.“ Es verdeutlicht, dass selbst kleine Handlungen oder Ereignisse eine gewaltige Wirkung haben und zu bedeutenden Ergebnissen führen können.
Ich möchte Sie ermutigen nicht nachzulassen und dranzubleiben, auch wenn Ihnen Ihr Handeln noch so klein und unbedeutend erscheint. Jeder Beitrag – sei er noch so klein – trägt eine wichtige Rolle bei zur positiven Veränderung unserer Gesellschaft in Madagaskar.
Mirana
Sekretärin & Kommunikationsverantwortliche