Die Jahre 2021 – 2030 wurden von den Vereinten Nationen im Oktober 2021 zur zweiten «Aktionsdekade für Strassenverkehrssicherheit» ausgerufen (https://unece.org/second-decade-action). Unter der Leitung der WHO wurde ein globaler Plan ausgearbeitet, mit dem ambitionierten Ziel, bis 2030 mindestens 50% der Todesfälle und Verletzungen durch Verkehrsunfälle zu verhindern. Dieser Plan sieht fünf Handlungsbereiche vor:
- Sicherheitsmanagement im Strassenverkehr
- Strassenverkehrssicherheit und Mobilität
- Fahrzeugsicherheit
- Verhalten im Strassenverkehr
- Betreuung nach Unfällen
Nach Angaben der WHO sterben jährlich fast 1.2 Millionen Menschen im Strassenverkehr. Dies entspricht mehr als 3’200 vermeidbare Todesfälle pro Tag! Dazu kommen mehrere Millionen Verletzte pro Jahr. (WHO, 2023)
Besonders der dritte Handlungsbereich – die Fahrzeugsicherheit – betrifft mich bzw. meine Aufgabe bei AiNA soa.
Fahrzeuge in Madagaskar
AiNA soa verfügt aktuell über 3 Fahrzeuge, um die Aufgaben in Madagaskar auszuführen: ein Mazda BT50 4×4 – genannt „Aarau“, ein Renault Kangoo – genannt „Jura“ und ein Motorrad.
Ein Grossteil der Fahrzeuge hier sind ausgemusterte Fahrzeuge aus Europa. Dort entsprechen sie den hohen Anforderungen nicht mehr und wurden deshalb zur weiteren Nutzung nach Madagaskar verschifft. Nur ein geringer Teil, der Gefährte, die man hier kaufen kann sind neuwertig. In der Region rund um die Hauptstadt, wo AiNA soa stationiert ist, müssen alle Fahrzeuge (Motorräder ausgenommen), pro Jahr 1-2 technische Inspektionen in einem «Verkehrsamt» machen. Auf dem Bild unten sieht man das «Verkehrsamt» in unserer Nähe.
Ablauf der technischen Kontrolle beim „Verkehrsamt“
Die technische Inspektion, sollte eigentlich aus drei Kontrollteilen bestehen, der mechanischen Kontrolle, der elektronischen Kontrolle und der visuellen/äusseren Kontrolle. Sie wird bei uns jedoch auf zwei beschränkt die mechanische und die visuelle Kontrolle. Das heisst die Bremsen, die Reifen, die Beleuchtung, die Lenkung und weiteres wird geprüft. Zusätzlich erfolgt eine äusserliche Prüfung auf Karosserie-Schäden oder Flüssigkeitslecks. Für eine elektronische Prüfung sind in Madagaskar weder die technischen Fähigkeiten noch eine entsprechende Ausrüstung verfügbar. Dieser Teil ist bloss eine Formalität, der bei den Prüfern mit gezahlt wird, bevor es die benötigten Stempel oder Dokumente für die nächsten 6 – 12 Monate gibt. In Europa findet eine umfangreiche technische Kontrolle für Fahrzeuge in der Regel nur alle 2 Jahre statt.
Dauern solche Kontrollen Europa vermutlich maximum 30 – 45 Minuten, so muss man in Madagaskar mindestens 2-3 Stunden oder mehr einplanen. Ironischerweise dauert die Erneuerung der Dokumente oftmals viel länger als die eigentliche Kontrolle. Während die eigentliche Kontrolle vielleicht 5 Minuten dauert, warte ich meist bis zu mehreren Stunden auf die Legalisierung der Dokumente.
Meiner Meinung nach ist ein technisches Überprüfen von Fahrzeugen wichtig, wenn wir die Sicherheit im Strassenverkehr fördern wollen. Was mich beunruhigt ist, dass hier in Madagaskar die Verkehrssicherheit nicht wirklich im Vordergrund steht, sondern die Gelder und Steuern, die durch die Inspektionen eingenommen werden. So werden die Prüfgebühren stetig erhöht. In einem Entwicklungsland wie Madagaskar sind solche Anomalien üblich, werden aber leider manchmal als „normal“ angesehen. Von Sicherheit im Strassenverkehr ist man daher noch weit entfernt.
Eigenverantwortung
Mir ist eine gute Instandhaltung und Prüfung unserer Fahrzeuge sehr wichtig – so prüfe ich „Aarau“ und „Jura“ regelmässig selbst und pflege sie. Die Strassenverhältnisse sind auf unseren Einsätzen häufig sehr herausfordernd (siehe Bild unten). Oftmals müssen wir tagelange Fahrten machen, um an unsere Einsatzorte zu gelangen, auch wenn es verhältnismässig wenig Kilometer zu bewältigen gibt. Bisher hat es mit den Fahrzeugen von AiNA soa noch nie einen Unfall gegeben. Dies ist meine grösste Freude und bringt grosse Zufriedenheit und Dankbarkeit an meine Arbeit.
Ich denke überall auf der Welt sollte der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer eine hohe Priorität eingeräumt werden, egal ob es sich um Autofahrer, Fussgänger oder Radfahrer handelt. Die regelmässige Wartung von Fahrzeugen ist wichtig, um Unfälle zu verringern. Darum möchte ich mit meiner Aufgabe meinen Teil weiterhin dazu beitragen.
Liebe Grüsse aus Madagaskar,
Maro